Aus den Briefen zweier Liebender – Carl von Clausewitz und Marie von Brühl

Aus den Briefen zweier Liebender – Carl von Clausewitz und Marie von Brühl

Am 30. Mai hatte die Forschungsgemeinschaft Clausewitz-Burg e.V.  zu einer etwas anderen Art der Lesung aus dem reichen Schatz der überlieferten Briefe des Paares in den Konferenzraum der Clausewitz Schule eingeladen. Frau Ingrid Krestel, Lehrerin an der Sekundarschule Carl von Clausewitz als Marie und Dr. Rolf-Reiner Zube als Carl, boten den Zuhörern eine kurzweilige und sehr emotional gestaltete Darbietung der Briefe. Als dritter im Bunde gab Bernd Domsgen sachkundig Hintergrundinformationen zu den in den Briefen genannten Personen und den Geschehnissen auf die sich die beiden Protagonisten bezogen.

Besonders Ingrid Krestel schaffte es gekonnt, das Publikum in die Gedanken und Gefühle der Marie zu versetzen. Den Zuhörern wurden auch die unterschiedlichen Charaktere der Hauptpersonen aufgezeigt. Die fröhliche, optimistische Marie stand dem ernsten ja fast pessimistischen Carl gegenüber.

Maries Briefe waren es, die an diesem Tage erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Aus dem reichen Schatz an transkribierten Briefen hatten die Vorstandsmitglieder der Forschungsgemeinschaft Bernd Domsgen und Dr. Rolf-Reiner Zube den Jahreswechsel 1808/09 herausgesucht. Es war keine einfache Zeit für das seit dem 29. August 1806 heimlich verlobte Paar.
Zum einen die politische Lage Preußens aber auch die persönliche Trennung machten Beiden arg zu schaffen. Auch die große Gegensätzlichkeit ihrer Herkunft stand als großes Hindernis für eine gemeinsame Zukunft im Wege. Maries Mutter, Sophie von
Brühl, seinerzeit sehr geachtet und einflussreich am Hofe, beauftragte ja den Freiherrn vom und zum Stein mit der Suche nach einem standesgemäßen Gatten für ihre Tochter. Der fand auch bald einen geeigneten Kandidaten. Doch ungeachtet der schmerzlichen Trennung, dem Widerstand der Mutter hielt Marie an ihrer großen Liebe fest und schrieb zu Weihnachten 1808 ihrem Geliebten: „Kehre nur bald zu mir zurück, lieber alter Freund, denn sollst du die feinsten Schläge meines Herzens fühlen wie glücklich mich deine Nähe macht, dann wollen wir einander in süßer Traulichkeit alle Gedanken und Empfindungen unserer Seelen mitteilen, und wollen einander alles alles seyn was ein Mensch dem anderen seyn kann.“

Doch am 12. Oktober 1808, wendete sich das Blatt zugunsten der Verliebten. Stein und Carl von Clausewitz lernten sich bei einem Souper der Prinzessin Luise und Fürstin Radziwill kennen. Unser Carl muss wohl einen ganz besonderen Eindruck auf den Freiherrn gemacht haben. Denn der ließ seinen Auftrag sausen und wurde zu einem eifrigen Fürsprecher des jungen Offiziers.

Maries Hartnäckigkeit ihrer Mutter gegenüber, die vielen Fürsprecher aus höchsten Kreisen des Hofes und nicht zuletzt der Freiherr vom und zum Stein erweichten das Herz der künftigen Schwiegermutter. Und so konnte Marie am 27. März 1809 endlich ihre Carl mitteilen:

„Die Beredsamkeit meiner Freundin hat gesiegt, und Mama hat mir nicht nur durch sie die Erlaubniß ertheilt dich künftig bei mir zu sehn sondern hat sich sogar entschlossen selbst mit dir Bekanntschaft zu machen, . . .“

Doch ihr Einverständnis zur Hochzeit gab Mutter Brühl erst, als unser Carl als junger Generalstäbler seine Beförderung zum Major, seine Stelle an der Kriegsschule und die damit verbundenen erheblichen Steigerung seiner Einkünfte erhielt. So nahm das Happy End seinen Lauf und der Pastor der Marienkirche zu Berlin konnte am 17. Dezember 1810 die Trauung von Carl von Clausewitz und Marie Gräfin von Brühl in seinem Kirchenbuch registrieren.

 

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Foto: Olaf Thiel

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Foto: Olaf Thiel

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