Im Jahresplan der Forschungsgemeinschaft Clausewitz – Burg e.V. war für den Monat August eine Reise nach Wroclaw geplant. Wir wollten uns auf den Spuren von Carl von Clausewitz in Breslau bewegen. Um die Reise so informativ wie möglich zu machen, nahmen wir im Vorfeld Kontakt zum deutschen Generalkonsulat und zum Historiker an der Universität Wroclaw, Dr. Jacek Jedrysiak, auf.
Am Donnerstag, den 14. August 2025 war die entspannende Anreise mit dem Zug. Da wir unser Hotel direkt im Zentrum der Stadt bezogen, konnten wir uns mit der Altstadt am Abend vertraut machen.
Nach dem Frühstück am Freitag empfing uns Dr. Antje Göhler. Die Burger Clausewitz-Freunde kannte sie schon von einer Lesung in der Brigitte-Reimann-Bibliothek. Sie las damals aus ihrem Roman „Salziger Wein“. Antje Göhler hatte uns einen Elektro-Kleinbus gechartert. Innerhalb von 2 Stunden lernten wir durch diese Sightseeing-Tour Wroclaw erst einmal kennen. Wir waren von dieser Fahrt sehr beeindruckt. Um 13.00 Uhr empfing uns dann der Vize-Konsul des deutschen Generalkonsulats in Wroclaw, Botschaftsrat Torsten Göhler.
Wir überreichten ihm die Reiseplaner 2025 der Stadt Burg. Diese fanden ihren Platz neben Prospekten der Europäischen Kulturhauptstadt, Chemnitz.
Der Sonnabend war für ein Treffen mit Dr. Jacek Jedrysiak vorgesehen. Überpünktlich traf er in unserem Hotel ein. Jacek hatte sich vorgenommen uns die ehemaligen Plätze der preußischen Denkmäler zu zeigen und natürlich auch die ehemaligen Friedhöfe.
Es war uns sehr wichtig die ehemaligen Orte des Carl von Clausewitz zu besichtigen und zu fotografieren. Auch die damalige „Clausewitz-Straße“ hat er uns gezeigt.
Neu war für uns, dass das Gebäude des damaligen Generalkommandos Breslau noch steht. Das Generalkommando existierte dort von 1819 bis 1845. General von Ziethen verbrachte dort seit 1819 seine Breslauer Zeit. Und auch Carl von Clausewitz hat dieses Gebäude in seiner Breslauer Zeit sicher öfters betreten.
Anhand von alten Luftbildern begaben wir uns dann auf die Suche nach dem Garnisonsfriedhof auf dem Carl von Clausewitz 1831 beigesetzt wurde. Im Norden des Friedhofes „Am Orlaufer“ wurde im Jahre 1906 das Clausewitz-Denkmal eröffnet. Dieses Denkmal wurde als Obelisk mit einem Porträt des Generals als Gedenktafel ausgeführt. Grabstätte und Obelisk wurden für den Bau des Postcheckamtes dann verlegt. Das Grab der Eheleute Clausewitz kam auf den Militärfriedhof. Das Clausewitz-Denkmal fand seinen neuen Platz zwischen Postcheckamt und Kloster.
Mit dem Abgleich der alten Luftbilder, der heutigen Bebauung und den Informationen von Dr. Jedrysiak konnten wir den nach unserer Meinung möglichen Standtort lokalisieren. Dieser befand sich gegenüber dem Postscheckamt in einer dafür angelegten Grünanlage. Reste der Gestaltung und des Wegeverlaufes dieser Grünanlage, vor allem auch das auf den Luftbildern zusehende, heute noch vorhandene Kloster, stützen nach unserer übereinstimmenden Überzeugung diesen Standort.
Anschließend unternahmen wir dann eine Fahrt mit der Straßenbahn in den Süden von Breslau. Im Bereich der heutigen Straßenkreuzung aleja Wisniowa/ulica Slezna befand sich der Militärfriedhof, auf dem die Eheleute Clausewitz in den 20-zigerJahren des 20. Jhd. Im Zuge der Errichtung des Postscheckamtes wurden. Heute befindet sich dort eine Tankstelle. Somit kann dieser ehemalige Friedhof gut verortet werden.
Diese Grabstätte blieb dann bis zur Überführung nach Burg im Jahr 1971 die letzte Ruhestätte in Breslau.
Wer schon einmal in Wroclaw war, findet an jeder Ecke kleine Zwerge. Im Moment sind es 993 die die Stadt schmücken. Diese kleinen bronzene Zwerge werden seit dem Jahr 2001 an markanten Stellen und Gebäuden der Stadt aufgestellt (ursprünglich ein Projekt von Studenten der Kunsthochschule Wroclaw) und sind bei Touristen und Einwohnern sehr beliebt. Jacek eröffnete uns die Idee, auch einen Zwerg an einem Clausewitz-Ort aufzustellen. Sein Vorschlag war der ehemalige Militärfriedhof. Wir fanden diese Idee sehr interessant, bevorzugten allerdings einen Zwerg in der ehemaligen Heiliggeist-Straße.
Jacek Jedrysiak will dieses Projekt mit dem Oberbürgermeister besprechen und organisieren.
Am Abend trafen wir uns noch einmal mit der Familie Göhler in einem Restaurant. Neben ganz netten Gesprächen erklärte sich Torsten Göhler bereit das Projekt „Clausewitz-Zwerg“ zu unterstützen. Bei der Einweihung will er dabei sein. Gefreut haben wir uns auch, dass Jacek Jedrysiak auf die Liste des Generalkonsulats für Einladungen von polnischen Partnern gesetzt wurde. Mit reichlich viel Erfahrungen, Informationen und Eindrücken fuhren wir am Sonntag wieder mit dem Zug nach Hause.
Bernd Domsgen/Jens Roszczka